Nachfolgende Email erreichte uns von Barbara und Fouad Ibrahim:
Liebe Freunde,
Ende Oktober haben wir wieder das Hilfsprojekt für die Plastikrecycler unter den Müllsammlern von Ezbet En-Nawwar besucht. Die Lage unter den Müllsammlern war noch nie so schlimm, das kann man wohl sagen. Über der Siedlung liegt kein säuerlicher Geruch von Müll mehr – es gibt den Müll so, wie viele von Euch ihn dort früher gesehen haben, überhaupt nicht mehr. Die Müllsammler können heute mit dem normalen Hausmüll, der zum ganz großen Teil aus Gemüseabfällen besteht, nichts mehr anfangen. Man hat ja im April/Mai d. J. ihre Schweine getötet – Tausende von Schweinen. In Ezbet En-Nawwar berichtet man, dass in der Siedlung eine einzige Sau überlebte. Als sie nach kurzer Zeit zwei Ferkel warf, kam bald darauf die Polizei und tötete auch die.
Kein Haushaltsmüll und keine Schweine in der Müllsammlersiedlung mehr, die von diesen Abfällen ernährt werden – das bedeutet für die Müllsammler eine Katastrophe.
Die Frauen weinen, die Kinder sind hungrig. Viele können die Schule im Müllsammlergebiet nicht mehr besuchen, weil die Eltern kein Geld für die Gebühren haben. Männer und Jugendliche fahren mit den Karren straßauf und straßab auf der Suche nach Karton und Plastik – nur die können die Müllsammler im Moment noch gebrauchen.
Insofern zeigt sich, dass unsere Idee, auf Plastikrecycling zu setzen und diesen Prozess in den kleinen Betrieben zu verbessern, richtig war. Die Zahl der Bretriebe hat in letzter Zeit von gut 50 auf heute über 80 zugenommen.
Unser rühriger Projektpartner Gamal Zekrie hat es geschafft, mit den Geldern, die über den AFK auch durch einige Gruppen von in Europa lebenden Ägyptern bereit gestellt worden waren, die ersten Betriebe zu sanieren. Die Bereitschaft unter den Betroffenen ist groß, da mit zu machen. Sie freuen sich, wenn die elektrischen Anlagen in ihren Werkstätten jetzt nicht mehr lebensgefährdend sind, wenn die jetzt verputzten und gestrichenen Wände nicht mehr so stark die giftigen Dämpfe aufsaugen und wenn Staub und Dreck vom Boden nicht mehr in die Maschinen geraten und sie zerstören, weil die Fußböden jetzt befestigt und gefliest sind und auch die ersten Machinen schon saniert wurden.
Was es dringend braucht, sind noch neue Motoren, die meist aus dem Ausland kommen, die man aber in Ägypten kaufen kann – sofern man das nötige Geld hat.
Wir hoffen also weiterhin auf großzügige Spender. Durch das im Anhang beschriebene Projekt werden die Existenzen von vielen Familien gesichert (s. die ECRED-Statistik im Bericht) und nachhaltig Arbeitsplätze geschaffen.
Was uns große Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass durch den Verlust der Schweine die Frauen sowohl ihre Arbeit als auch ihre wichtige Rolle in der Wirtschaft der Müllsammler verloren haben und dass die Kinder mehr denn je nach verwertbaren Abfällen auf den Straßen suchen anstatt in die Schule zu gehen.
Für diese ganz großen Probleme ist uns leider bislang keine Lösung eingefallen….
Wir grüßen Euch alle ganz herzlich und danken Euch für Euer Interesse und für Eure Unterstützung.
Fouad und Barbara